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Erfahrungsbericht "Schülerinnen und Schüler an der Universität" von Fiona Lesaar, Sommersemester 2014 bis Sommersemester 2017

Mitte der neunten Klasse wurde ich von einem Lehrer auf die Möglichkeit des Schülerstudiums an der Universität zu Köln hingewiesen. Da ich mich in der Schule häufiger langweilte, kam mir dieser Vorschlag als Abwechslung vom Schulalltag sehr gelegen. Nach einigem Überlegen entschied ich mich für das Fach Jura, da es mir interessant erschien und es mich reizte, Einblicke in ein Fach zu erhalten, dass in der Schule nicht unterrichtet wird. Für die Zeit, in der ich an der Uni Veranstaltungen besuchte, wurde ich von der Schule vom Unterricht freigestellt.

Gleich von Anfang an merkte ich, dass sich das Uni-Leben in vielen Bereichen von der Schule unterscheidet. Zunächst fiel auf, dass das Studium ganz anders aufgebaut ist, als der Unterricht in der Schule. So ist die Interaktion zwischen Dozenten und Zuhörer in der Uni wesentlich geringer als in der Schule. Außerdem gibt es keine regelmäßigen Überprüfungen des Lernstandes wie beispielsweise durch Hausaufgaben. An der Uni ist vielmehr jeder selbst dafür verantwortlich, dass er den Stoff versteht und auf dem entsprechenden Stand ist. Außerdem merkte ich in den Vorlesungen, dass ich dort zusammen mit Studenten ganz verschiedenen Alters saß, und nicht wie in der Schule mit Gleichaltrigen. Anfangs war das etwas komisch, doch bald merkte ich, dass auch ich, anders als ich gedacht hatte, dort gar nicht auffiel, sondern wie ein ganz normaler Student behandelt wurde. Und wenn ich doch einmal von jemandem angesprochen wurde, so war die Rückmeldung, von Kommilitonen sowie AG-Leitern, stets positiv. Zudem erhielt ich einen Account für die e-learning Plattform der Universität, genannt ilias, auf der vorlesungsbegleitendes Material bereitgestellt wird. Des Weiteren fiel mir auf, dass das Lerntempo an der Uni wesentlich schneller war als in der Schule. So kam es vor, dass ich in anderthalb Stunden mehr Informationen erhielt als in der Schule in zwei Wochen. Allerdings empfand ich diese Tatsache als sehr angenehm, da es sich um ein Thema handelte, das mich sehr interessierte. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, in der ich mich bei Problemen und Fragen jederzeit vertrauensvoll an die Fachstudienberatung wenden konnte, fühlte ich mich an der Universität sehr wohl und genoss den Ausgleich zum Schulunterricht.  Nachdem ich mich in der  Schule in einigen Fächern oft langweilte, bekam ich in der Uni wieder Spaß am Lernen. Hier war ich selbstständiger, konnte frei entscheiden welche Vorlesungen ich besuchen und wann, wo und wie ich lernen wollte und war nicht wie in der Schule an eine Fächervorgabe gebunden. Zudem war das Lernen niveauvoller und anspruchsvoller, in meinen Augen aber auch interessanter als in der Schule.

Das Studium gab mir die Möglichkeit mich genauer und tiefergehender mit einem Fach zu beschäftigen, dass mir wirklich Freude bereitet und in meinem Fall an der Schule auch gar nicht unterrichtet wird. Wer ein Schülerstudium in Erwägung zieht sollte sich bewusst sein, dass er, sollten die Uni-Veranstaltungen in die Schulzeit fallen, den in der Schule verpassten Stoff nacharbeiten muss. Davon sollte man sich jedoch in keinem Fall abschrecken lassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Schülerstudium mir eher zusätzliche Motivation verschaffte, anstatt mich in meinen schulischen Aufgaben zu behindern. Zudem bietet das Schülerstudium die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie viel Zeit man in das Lernen an der Universität investieren möchte. Es bleibt einem selbst überlassen, ob man nur die Vorlesung oder auch eine AG besuchen möchte und ob man die Klausur mitschreiben möchte. So hat man eine gute Möglichkeit sicherzugehen, dass einem die zusätzliche Belastung nicht zu viel wird. Ich habe beispielsweise im ersten Semester nur eine Vorlesung besucht, ohne an der dazugehörigen AG oder Klausur teilzunehmen. So hatte ich die Möglichkeit,  erst einmal in aller Ruhe „Uni-Luft“ zu schnuppern ohne mir zu viel Druck zu machen. Später habe ich dann begonnen mehr Zeit an der Uni zu verbringen und Klausuren mitzuschreiben. Dass es, anders als in der Schule, nicht zwingend notwendig ist Leistungsnachweise zu erbringen, hat mir gut gefallen. Entscheidet man sich jedoch an den Klausuren teilzunehmen, so können die erbrachten Leistungsnachweise im späteren Studium angerechnet werden. Zudem zählt eine nicht bestandene Klausur im Schülerstudium nicht als Versuch und hat somit keine Auswirkungen auf die Zukunft. In jedem Fall kann ich dazu raten, es einfach mal zu probieren, da es keine bessere Möglichkeit gibt, sich schon einmal frühzeitig mit einer solchen Prüfungssituation vertraut zu machen, ohne dass dabei etwas auf dem Spiel steht. Aus meiner Sicht eine klassische Win-Win-Situation. Ganz nebenbei habe ich durch das Schülerstudium Einblicke in den Uni-Alltag bekommen und festgestellt, dass ich später in jedem Fall studieren möchte. Viele der im Schülerstudium gemachten Erfahrungen, wie beispielsweise die Nutzung der ilias Plattform, werden mir die ersten Semester sicherlich erleichtern.

Nach nun mittlerweile sechs Semestern Schülerstudium fühle ich mich an der Uni  rundum wohl. Durch das Schülerstudium habe ich wieder Spaß am Lernen bekommen und gleichzeitig viele Erfahrungen gemacht, die in der Zukunft sehr hilfreich sein werden. So habe ich mich mittlerweile entschieden nach dem Abitur ein Jura-Studium zu beginnen, eine Entscheidung, bei der mir das Schülerstudium entscheidend geholfen hat.