Der Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung hat eine neue Ringvorlesung mit dem Titel "Antisemitismus und Strafrecht" ins Leben gerufen.
Nicht zuletzt der Anschlag auf Jüdinnen und Juden in Halle am 9. Oktober 2019 hat eindringlich gezeigt, dass Antisemitismus in Deutschland (nach wie vor oder wieder?) auf einen (lebens-)gefährlichen Nährboden trifft. Doch was ist Antisemitismus eigentlich genau? Gibt es DEN Antisemitismus überhaupt? Wo liegen die Wurzeln für diese Ausprägung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und welche Erscheinungsformen gilt es zu differenzieren? Welche Straftatbestände sieht unser geltendes Strafgesetzbuch für die Ahndung antisemitischer Straftaten vor? Sind diese ausreichend oder bedarf es insoweit einer Erweiterung? Vor welchen Herausforderungen stehen Strafverfolgungsbehörden bei der Aufklärung antisemitischer Straftaten? Diesen und weiteren einschlägigen Fragen mit Studierenden aller Fachrichtungen inter- sowie intradisziplinär auf den Grund zu gehen und auf diese Weise das Problembewusstsein zu schärfen, ist das Anliegen der geplanten Ringvorlesung.
Die Einheiten im Wintersemester 2023/24 sollen sich dem Begriff „Antisemitismus“ interdisziplinär nähern. Dabei sollen dessen Entwicklungen und Erscheinungsformen (u.a. auch der institutionalisierte Antisemitismus in der NS-Zeit) aus unterschiedlichen Disziplinen beleuchtet werden.
Aufbauend auf diesem Fundament sollen die Einheiten im Sommersemester 2024 den strafrechtlichen Umgang mit Antisemitismus in den Fokus rücken. Insbesondere soll untersucht werden, ob gesetzliche Anpassungen erforderlich sind und welche Schwierigkeiten und Herausforderungen sich bei der Verfolgung antisemitisch motivierter Straftaten stellen.
Ein Gespräch mit Abraham Lehrer (Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland) am 16.10.2023 eröffnet die Ringvorlesung und stellt „Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland“ in den Mittelpunkt.
Die Reihe findet alle zwei Wochen montags von 16.00 bis 17.30 Uhr in Hörsaal II (Hauptgebäude) statt. Vormerken können Sie sich bereits:
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30.10.2023 | „Geschichte des Antisemitismus in Deutschland nach 1945“
Prof. Dr. Uffa Jensen (Stellvertretender Direktor des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin)
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13.11.2023 | „Antisemitismus: Bestimmung und Abgrenzung“
Dr. Nikolas Lelle (Leiter des Projekts „Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus“ der Amadeu Antonio-Stiftung)
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27.11.2023 | „Institutionalisierter Antisemitismus: Die Rolle der Justiz zu Zeiten des Nationalsozialismus“
Prof. Dr. Martin Heger (Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Europäisches Strafrecht und Neuere Rechtsgeschichte an der HU Berlin)
Studierende der Rechtswissenschaft können eine Schlüsselqualifikation erwerben, wenn sie zu einer der Vorlesungseinheiten einen Essay anfertigen, in dem sie sich kritisch mit den jeweiligen Vorlesungsinhalten auseinandersetzen. Studierende des Studium Integrale können 2 (ggf. sogar 3) ECTS erhalten, wenn sie zu einer der Vorlesungseinheiten einen Essay anfertigen, in dem sie sich kritisch mit den jeweiligen Vorlesungsinhalten auseinandersetzen. Die Verbuchung der ECTS wird durch das Prüfungsamt vorgenommen.
Das gesamte Programm und ergänzende Informationen finden Sie unter https://rostalski.jura.uni-koeln.de/sites/strafrechtprof2/Dokumente/Veranstaltungen/Plakat_Ringvorlesung_Antisemitismus_und_Strafrecht.pdf. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an ls-rostalskiuni-koeln.de.