Akademien sind Orte des Forschens, Lehrens und Lernens, zugleich aber auch Begegnungsstätten, die Menschen mit einem unterschiedlichen Erfahrungsschatz zusammenbringen. Auch die von der Universität zu Köln neu gegründete Akademie für europäischen Menschenrechtsschutz sieht ihre Aufgabe darin, ein Forum für Gespräch und Austausch zu sein. So war es ein sehr vielversprechender und guter Beginn, dass zur Eröffnungsfeier am vergangenen Freitag, dem 16. September 2022, zahlreiche herausragende Persönlichkeiten der deutschen und vor allem europäischen Rechtspraxis und -wissenschaft zu einem Kolloquium zusammenkamen und über das Thema „European Human Rights Protection – Twenty Years From Now“ diskutierten.
Den Auftakt bildeten Robert Spano, Präsident des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg, und Koen Lenaerts, Präsident des Gerichtshofs der Europäischen Union in Luxemburg. Beide unterstrichen die Bedeutung des Dialogs sowohl zwischen den Gerichtshöfen wie auch mit der Justiz in den Mitgliedstaaten. Nach diesen europäischen Sichtweisen warfen Lord Jonathan Mance, ehemaliger Vizepräsident des UK Supreme Court, und Andreas Voßkuhle, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, einen Blick auf die Zukunft nationalen Grundrechtsschutzes. Der ehemalige polnische Verfassungsrichter Miroslaw Wyrzykowski reflektierte über die Gefährdung des europäischen Erbes durch eine Rechtsstaatskrise, wie sie gegenwärtig in Polen zu beobachten ist, und Professor Jestaedt über die Möglichkeit, dem hohen Fallaufkommen an Menschenrechtsgerichten effektiv zu begegnen. Ein von Professorin Nußberger moderiertes Panel widmete sich schließlich der Rolle der Menschenrechte für den Frieden in der Welt – die ehemalige ukrainische Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Ganna Yudkivska bedauerte ein Scheitern des Zusammenlebens im „europäischen Haus“ vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs.
Zu Gast waren außerdem neben ehemaligen und aktiven Richterinnen und Richtern des Straßburger Gerichtshofs und anderer nationaler Höchstgerichte, Professorinnen und Professoren deutscher und europäischer Hochschulen. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler hatten bereits an den zwei Tagen zuvor die Möglichkeit, sich im Rahmen eines – ebenso wie das Kolloquium von der Thyssenstiftung großzügig finanzierten – Workshops über ihre Visionen zum Schutz der Menschenrechte in zwanzig Jahren auszutauschen. „Der enge Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sowie zwischen jenen, die schon langjährige Erfahrung haben und jenen, die noch am Anfang stehen, gehört zu den Kernanliegen unserer Akademie“, freut sich Angelika Nußberger über den gelungenen Auftakt. „In unsicheren Zeiten soll von der Akademie ein Zeichen des Optimismus ausgehen. Menschenrechte werden auch in Zukunft auf die Entwicklung der Gesellschaft einen gestaltenden Einfluss haben“.
Professorin Angelika Nußberger und ihr Team hoffen, mit der Akademie, die sich nunmehr in neuen Räumlichkeiten im Küpperstift an der Kerpener Straße 30 befindet, künftig und dauerhaft zum Schutz und zur Weiterentwicklung der Menschenrechte in Europa beitragen zu können.
Das Programm sowie weitere Impressionen inkl. eines Grußwortes des Rektors finden Sie unter https://academy-humanrights.uni-koeln.de/aktuelles/academies-opening.