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Verbrannt und verbannt

Lesekreis anlässlich Bücherverbrennung 1933

Im Rahmen der Köln-weiten Aktionswoche „verbrannt und verbannt“ zum 90-jährigen Gedenken an die Opfer der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten veranstalteten Laura Midey und Max Wrobel vom Institut für ausländisches und internationales Strafrecht am 11.05.2023 einen Lesekreis mit Texten von und über Rudolf Olden.

Rudolf Olden war Jurist und Journalist in der Weimarer Republik. Als Strafverteidiger hatte er ein Auge für politisch brisante Fälle. So setzte er sich für die Wiederaufnahme im Fall Jakubowski ein – nicht nur, weil dieser auf unsicherer Beweisgrundlage zum Tode verurteilt worden war, sondern auch, um anhand dieses Einzelfalls gegen die Todesstrafe im Allgemeinen ein Zeichen zu setzen. In weiteren Prozessen verteidigte Olden Whistleblower, die den völkerrechtswidrigen Ausbau der Reichswehr gemeldet (Fall Bullerjahn) und Journalisten, die darüber berichtet hatten (Fall Weltbühne) gegen den Vorwurf des Landesverrats und der Spionage – ganz im Sinne seiner politischen Überzeugungen: Pazifismus, internationale Solidarität, Völkerrecht statt Krieg und Militarismus; rechtsstaatlich-demokratische und freiheitliche Republik statt obrigkeitsstaatlicher Monarchie.

Anhand Oldens biografischer Texte über Hindenburg und Hitler vollzogen Studierende und Doktoranden den historisch-politischen Kontext von Kaiserreich, Weimarer Republik und NS-Machtübernahme. Olden analysierte Kontinuitäten zwischen den Systemen: Der totalitäre Militarismus Preußens, der das Kaiserreich dominiert, dem Verwaltung und Justiz auch in der Weimarer Republik treu bleiben und den die Nationalsozialisten schließlich auf die Spitze treiben. Und heute? Nicht zuletzt aufgrund des neuen § 5a RichterG ging es in der Diskussion auch um die Frage, wie sich eine Auseinandersetzung mit dem Unrecht vergangener Zeiten in das juristische Studium integrieren lässt. Dass dabei auch Verfechter eines freiheitlich-demokratischen Rechtsverständnisses als Vorbilder und Vertreter einer verbannten und teils vergessenen Rechtskultur eine Rolle spielen sollten, zeigt die Beschäftigung mit Rudolf Olden eindrücklich.

Bericht von Laura Midey