Hans Kelsen, Hermann Jahrreiß, Carl Schmitt und die Frage von Krieg und Frieden im Völkerrecht
Im Rahmen der Jubiliäumsreihe "Universität in Kölner Häusern" stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität zu Köln innovative Forschung der Gesellschaft erlebbar, verständlich und spannend an unterschiedlichen Orten in der Stadt vor. In den einzelnen Vorträgen zu Forschungsschwerpunkten der Universität erfahren Bürgerinnen und Bürger, wie Forschung das alltägliche Leben beeinflusst.
Am 26.04.2019 sprach Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Claus Kreß, LL.M. (Cambridge) über " Hans Kelsen, Hermann Jahrreiß, Carl Schmitt und die Frage von Krieg und Frieden im Völkerrecht ".
Die Universität zu Köln ist mit der Geburtsstunde des modernen Völkerstrafrechts durch Hans Kelsen, Carl Schmitt und Hermann Jahrreiß in besonderer Weise verbunden. Hans Kelsen, der der Kölner Juristenfakultät in der Zwischenkriegszeit für eine kleine Weile angehört hatte, bevor ihn die Nationalsozialisten aus der Universität drängen sollten, trug in den USA zur Vorbereitung des Nürnberger Prozesses bei. Carl Schmitt, der mit Kelsens Unterstützung nach Köln berufen worden war, hatte bereits den Kriegsächtungspakt von 1928 heftig kritisiert und dann ebenso den auf diesem Fakt aufbauenden Nürnberger Prozess – um schließlich selbst in das Visier von Nürnberger Ermittlern zu kommen. Hermann Jahrreiß, der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg an die Fakultät gelangt war und in der Nachkriegszeit Rektor der Universität werden sollte, knüpfte bei seiner Verteidigung die deutschen Angeklagten gegen den Anklagepunkt des Angriffskriegs womöglich unmittelbar an eine Arbeit Schmitts an. Vieles von dem ist lange Zeit wenig beachtet worden. Nun ist die „Kölner Verbindung mit Nürnberg“ von den in Yale lehrenden Rechtswissenschaftlern Oona Hathaway und Scott Shapiro zu einem spannenden Kapitel ihres 2017 erschienenen Buchs „The Internationalists: How a Radical Plan to Outlaw War Remade the World“ gemacht worden, zu dem Shapiro 2016 vorab in der ersten Kölner Hans Kelsen Memorial Lecture on International Peace and Security Law vorgetragen hatte. Der Vortrag nimmt das Universitätsjubiläum zum Anlass, dieses mit Köln verbundene aufregende Kapitel Juristischer Zeitgeschichte in einer auch für Nichtjuristen verständlichen Sprache zu erzählen – nicht ohne dabei den einen oder anderen Bogen zur Gegenwart zu schlagen.
Herr Professor Kreß ist Professor für Straf- und Völkerrecht, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Straf- und Strafprozessrecht und Direktor des Institute for International Peace and Security Law der Universität zu Köln.
Aufzeichnung vom 26.04.2019 im Oberlandesgericht Köln.