Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln trauert um ihren Ehrendoktor, den früheren Bundesminister des Innern, Dr. iur. h.c. Gerhart Rudolf Baum.
Gerhart Baum hat sich in beispielgebender Weise für die Menschenrechte weltweit engagiert, in Deutschland in Zeiten terroristischer Bedrohung die Grundlagen des liberalen Rechtsstaats gewahrt sowie das Umwelt-, Datenschutz- und Sicherheitsrecht maßgeblich mitgestaltet.
Wenige Monate nach der Entführung der „Landshut“ nach Mogadischu und der Ermordung von Hanns Martin Schleyer übernahm er als Bundesinnenminister die schwierige Aufgabe, einerseits die öffentliche Sicherheit in Deutschland zu gewährleisten und andererseits eine übermäßige Einschränkung der bürgerlichen Freiheitsrechte zu verhindern. Nach seiner Amtszeit setzte er sich als Rechtsanwalt in zahlreichen Prozessen für die Rechte der Opfer in einer Weise ein, die dazu beitrug, tiefe Wunden zu heilen. Zu seinen Mandanten zählten die Angehörigen und Opfer der Loveparade-Katastrophe, des Ramstein-Unglücks, des Concorde-Absturzes und des Lockerbie-Anschlags. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte Gerhart Baum persönlich für sein herausragendes Engagement für die Hinterbliebenen des Münchener Olympia-Attentats. Ihm gelang, was jahrzehntelang nicht möglich war – einen gerechten Ausgleich herbeizuführen, der 50 Jahre nach dem Attentat ein gemeinsames Gedenken der Hinterbliebenen und der Bundesrepublik Deutschland ermöglichte und verhinderte, dass die deutsch-israelische Freundschaft Schaden nahm.
Gerhart Baum wurde 1932 in Dresden geboren. Die Zerstörung seiner Heimatstadt vor genau 80 Jahren und die anschließende Flucht nach Bayern erlebte er als besonders traumatisch. Von 1954 bis 1957 studierte er in Köln Rechtswissenschaften. Bis in das hohe Alter blieb er seiner Alma Mater eng verbunden, etwa mit seinem Diskussionsbeitrag zum Thema „Erosionstendenzen im Rechtsstaat“ gemeinsam mit Burkhard Hirsch und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
Sein Denken und Handeln waren stets davon geprägt, dass liberales Gedankengut und soziale Gerechtigkeit untrennbar miteinander verbunden sind. Der Austausch mit jungen Menschen war ihm ein Herzensanliegen, unermüdlich nutzte er seine vielfältigen Kontakte, um vor den Gefahren des Erstarkens demokratiefeindlicher Kräfte zu warnen. In Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um den freiheitlich-liberalen Rechtsstaat, die universellen Menschenrechte und Bürgerfreiheiten hat ihm die Rechtswissenschaftliche Fakultät am 30. Januar 2024 die Ehrendoktorwürde verliehen.
Gerhart Rudolf Baum wurde 92 Jahre alt. Seiner Witwe und seinen Angehörigen gilt unser tief empfundenes Beileid. Unsere Fakultät wird sein Andenken in Ehren halten.